Gallmücken - Nützliche Räuber oder Pflanzenschädlinge?

Räuberische Gallmücke Aphidoletes
15. März 2024
Gallmücken - Nützliche Räuber oder Pflanzenschädlinge?

Gallmücken können sowohl Nützlinge als auch Schädlinge sein - auf die Art kommt es an!

Gallmücken (Cecidomyiidae) gehören zur Insektenfamilie der Mücken. Es gibt weltweit etwa 6000 Arten. Das Leben der erwachsenen Mücken ist recht kurz. Die meiste Lebenszeit verbringen die Gallmücken im Larvenstadium. Nach deren Nahrungsspektrum können sie in drei Gruppen eingeteilt werden:

  • Räuber und Parasiten
    • Die Eier werden von den Weibchen in die Nähe der potenziellen Nahrung abgelegt, z. B. in Blattlauskolonien.
    • Die Gallmückenlarven ernähren sich parasitisch von Blattläusen und/oder Milben.
    • Sie können als Nützlinge im biologischen Pflanzenschutz eingesetzt werden.
  • Saprophage Arten
    • Die Eier werden in modernde Pflanzenteile oder unter Rinde abgelegt.
    • Die Larven ernähren sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial, von Pilzen oder auch Pflanzensäften.
  • Phytophage Arten
    • Sie sind auf eine oder ein paar wenige Nahrungs-/Wirtspflanzen spezialisiert.
    • Die Eier werden an oder in frisches Pflanzenmaterial abgelegt.
    • Es bilden sich häufig spezifischen Gallen, in denen die Larven leben.
    • Einige dieser Arten treten als Schädlinge an Kultur- und Nutzpflanzen in Erscheinung.

Gallmücken als Nützlinge

Die bekannteste Gallmücke, die als Nützling im Einsatz ist, ist Aphidoletes aphidimyza. Diese, nur 2 - 2,5 mm lange Mücke, lebt natürlicherweise in Obstbäumen und Beerensträuchern. Dort legen die Weibchen in ihrem recht kurzen Leben (max. 3 Wochen) bis zu 200 Eier in die Nähe vorhandener Blattlauskolonien. Die orangeroten Larven schlüpfen nach wenigen Tagen und ernähren sich durch Anstechen und Aussaugen von den Blattläusen. Die Entwicklung der Larven dauert etwa ein bis zwei Wochen. Nach dieser Zeit lassen sie sich zu Boden fallen und spinnen sich, dich unter der Bodenoberfläche, in einen Kokon ein. Es entstehen so mehrere Generationen pro Jahr. Die letzte Generation überwintert im Kokon im Boden.

Orangerote Larve und Ei der räuberischen Gallmücke AphidoletesOrangerote Larve und Ei der räuberischen Gallmücke Aphidoletes
Larve und Ei der räuberischen Gallmücke Aphidoletes

Im geschützten Anbau kann Aphidoletes auch gezielt zur Bekämpfung von Blattläusen eingesetzt werden. Sie ist für alle Kulturen geeignet, die in Erde wachsen und wird als Puppen geliefert. Da Aphidoletes viel Licht benötigt, ist ein Einsatz nur bei Langtagbedingungen von April bis September und bei Temperaturen von 14 - 35 °C sinnvoll.

Eine weitere räuberische Gallmücke, die als Nützling gegen Spinnmilben eingesetzt werden kann, ist Feltiella acarisuga. Die Larven dieser etwa 1,5 - 2 mm großen, einheimischen Gallmückenart ernähren sich von Eiern, Nymphen und erwachsenen Spinnmilben. Feltiella ist ab April auch bei relativ niedrigen Temperaturen (ab 14 °C) schon aktiv, weswegen sie gut im Frühjahr z. B. in Erdbeerkulturen unter Folie eingesetzt werden kann.

Gallmücken als Schädlinge

Es gibt diverse Gallmückenarten, die als Schädlinge im Obst-, Gemüse- und Ackerbau vorkommen können.

Hierzu zählen u.a.:

  • Apfelblatt-Gallmücke (Dasineura mali)
  • Birnblatt-Gallmücke (Dasineura Pyri)
  • Johannisbeerblatt-Gallmücke (Desineura tetensi)
  • Kohlschotenmücke (Dasineura brassicae)
  • Himbeer-Gallmücke (Lasioptera rubi)
  • Kohldrehherzmücke (Contarinia nasturlii)
  • Erbsengallmücke (Contarinia pisi)

 

Diese Mücken verursachen in der Regel keine großen Schäden. Bei massivem Befall durch die Kohlschotenmücke oder die Kohldrehherzmücke kann es in Rapsbeständen gelegentlich zu Ertragseinbußen kommen. Im privaten Obst- oder Gemüsegarten ist der Befall meist ein ausschließlich optisches Problem. Einen Befall mit Blatt-Gallmücken erkennt man an eingerollten, verformten Blättern. In diesen befinden sich die Larven. Das Entfernen und Vernichten der betroffenen Blätter ist die beste Maßnahme zur Befallsreduzierung. Die Förderung von natürlichen Feinden der Gallmücken wie Spinnen und Vögeln kann den Befallsdruck ebenfalls positiv beeinflussen.


Häufig zu sehen sind die typischen Gallen an Laubbäumen. Besonders Pappeln und Buchen sind oft betroffen. Die Gallen stellen in der Regel aber nur eine optische Beeinträchtigung dar. Schaden nehmen befallene Bäume nur bei einem sehr starken Befall. Eine chemische Bekämpfung ist in den wenigsten Fällen sinnvoll. Betroffenen Blätter oder Pflanzenteile sollten bei Bedarf entfernt und vernichtet werden.

Gallen von Contarinia petioli an Blattstielen einer PappelGallen von Contarinia petioli an Blattstielen einer Pappel
Gallen von Contarinia petioli
Rote Gallen von Harmonia an PappelblattRote Gallen von Harmonia an Pappelblatt
Gallen von Harmonia an Pappel
Gallen von Harmandia globuli auf PlattGallen von Harmandia globuli auf Platt
Gallen von Harmandia globuli
Gallen mit Larve von Mikiola fagi (Buchengallmücke)